Dula-Schulhaus und Dula-Turnhalle
Objekt: Dula-Schulhaus und Dula-Turnhalle
Adresse: Bruchstrasse 7, 6003 Luzern
Bauzeit: 1931-1933
Restaurierung Dula-Schulhaus: Lengacher Emmenegger Partner AG, Luzern 2005/06
Restaurierung Dula-Turnhalle: Lengacher Emmenegger Partner AG, Luzern 2007/08
Umnutzung als Heilpädagogische Schule: 2006
Eintragung in das Kantonale Denkmalverzeichnis: 2003
Aufnahme in das Bundesinventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung: 2009
Schweizer Denkmalpreis: 2012
Details
Die Dula-Schulhausanlage. Zurück in die Zukunft
Der Architekt Albert Zeyer (1895–1972) gewann 1930 den Wettbewerb mit seinem Entwurf ‹Einordnung›. Dass die Jury dieses beispiellos moderne Projekt auswählte, erstaunt aus heutiger Sicht. Besonderes Lob erhielt die Lösung, wie Gebäude und Plätze in einer grosszügigen Gesamtanlage zusammengefasst wurden. Dabei wurde deren Klarheit und Geräumigkeit mehrfach betont.
Das Dula-Schulhaus und die Dula-Turnhalle fügen die beiden bestehenden Schulhäuser (Säli-Schulhaus und Pestalozzi-Schulhaus) zu einem übergeordneten Ensemble zusammen und werten sie dadurch auf. Die unterschiedlichen architektonischen Bauauffassungen bleiben dabei jedoch respektiert. Das Dula-Schulhaus antwortet mit seiner Volumetrie, Stellung und Dachform präzise auf die Bauweise des Säli-Schulhauses. Die Turnhalle mit der Sichtbetonfassade unterscheidet sich jedoch klar von den drei Schulhäusern. Die Anordnung der vier Baukörper lässt einen grossen städtischen Innenhof (Spielhof) entstehen, der von allen Seiten zugänglich ist.
Leitgedanken des Entwurfs sind Einfachheit, Zweckmässigkeit und Sachlichkeit; die Formen des Gebäudes und der Räume entstehen aus ihrer Funktion. Dieses Primat der Funktion über die Form bestimmt auch die Anordnung der einzelnen Kuben, die verschiedenen Zwecken dienen. Die Schönheit der Anlage entsteht aus der einfachen Aneinanderreihung der erforderlichen Räume, aus der Klarheit der Konstruktion und der handwerklich hochstehenden Materialisierung.
Grundriss, Fassadengestaltung und Materialität machten das Dula-Schulhaus zu einem Vorzeigeobjekt des Neuen Bauens. Zeyer verwirklichte mit diesem Bau aber auch eigene Interpretationen und präsentierte der Luzerner Bevölkerung eine gemässigte Form des Neuen Bauens: Die Fassadenfarbe des Dula-Schulhauses ist nicht weiss. Das ins Beige tendierende Weiss lehnt sich an die Fassadenfarben der bestehenden Schulhäuser an; das Dach ist nicht als Flachdach ausgebildet, sondern als ein zurückversetztes Satteldach, das aus der Nähe aber wie ein Flachdach wahrgenommen wird.
Das Dula-Schulhaus nimmt in der Entwicklung des schweizerischen Schulhausbaus eine Schlüsselstellung ein. Erstmals wurde mit diesem Bau deutlich von der autoritären Struktur der frühen Schulhäuser abgewichen, indem etwa helle, atelierähnliche Schulzimmer gebaut wurden. Das Gebäude ist eine gelungene Umsetzung der schulhygienischen und pädagogischen Reformen jener Zeit, die dank neuer technischer Konstruktionsmöglichkeiten durchführbar wurden: Die Materialien Eisenbeton, Stahl und Glas ermöglichten grosse Fassadenöffnungen und somit lichtdurchflutete Klassenzimmer. Das moderne Flachdach der Turnhalle diente gleichzeitig als Sonnenterasse und somit der Gesundheitsförderung.
Zitat:
«Das Wesen der heutigen Architektur ist die bewusste Abkehr von den übersättigten Formen des Barockstils und verwandter Epochen. Wir können uns heute nicht mehr begnügen mit dem blossen Kopieren und Nachäffen alter Stilformen.» Albert Zeyer, 1929
Quelle:
Beitrag:
Magazin Kunst+Architektur in der Schweiz, Nr 3/ 2018: Dossier Schulhäuser