Der Meilibau - Das AAL Luzern
Objekt: Kaserne Allmend, ‹Meilibau› / Armee-Ausbildungszentrum Luzern
Adresse: Murmattweg 6, 6000 Luzern
Architekt: Armin Meili
Bauzeit: 1933–1935
Restaurierung: Lüscher Bucher Theiler, Architekten GmbH, Luzern, 1997–1999
Neubau: Enzmann + Fischer Architekten, Zürich, 1997–1999
Umnutzung als Armee-Ausbildungszentrum Luzern: 1999
Aufnahme in das Bundesinventar für Gebäude von nationaler Bedeutung: 1995
Aufnahme in das Inventar der militärischen Hochbauten der Schweiz (HOBIM): 2005
Eintragung in das Kantonale Denkmalverzeichnis: 2006
Details
Die Kaserne Allmend. Eine Skulptur in der Landschaft
Die Kaserne auf der Luzerner Allmend ist das grösste öffentliche Bauwerk der frühen Moderne in der Zentralschweiz, und sie ist der erste Schweizer Kasernenbau aus Sichtbeton. Armin Meili (1892–1981) erbaute sie in den Jahren von 1933 bis 1935. Sie ist ein wichtiger Vertreter des Neuen Bauens. Meili entwickelte das Baukörper-Ensemble aus seiner Funktion heraus und schuf mit den neuen Materialien Eisenbeton, Stahl und Glas einen sachlich und klar gestalteten Entwurf. Neben der Funktionalität war Meili die Interaktion des Baus mit seiner Umgebung, der Allmend und dem Eichwald, wichtig. Das Ensemble aus drei autonomen kubischen Volumen mit variierender Höhe, Hauptbau, Turmbau und Stabsflügel, befindet sich am Rand der Allmend und ist über vier Unterstände, die ehemaligen offenen Putzhallen mit Brunnenanlagen, mit dem Eichwald verzahnt.
Die Kaserne ist als flexible Skelettkonstruktion entwickelt. Ein markantes Element innen ist die Rippendecke des Hauptbaus, dem Mannschaftstrakt. Sie überspannt die gesamte Breite der Etage, ihre Expressivität verleiht dem Raum Kontinuität, Rhythmus und Ruhe. Die Verwendung von armiertem Beton für die Tragstruktur, die schalungsrohe Fassade und die Fundationspfählung waren in der Zentralschweiz damals absolut neu und zählten zur modernsten Bautechnologie. Die Kaserne Allmend ist einer der wenigen schalungsroh gelassenen Sichtbetonbauten aus den 1920er- und 1930er-Jahren in der Schweiz.
Die geringe Tiefe der Zimmer und die grossen Fenstern liessen licht- und luftdurchflutete Innenräume mit schöner Aussicht auf die Alpen und den Pilatus entstehen. Meili wollte mit ihnen sowohl die jungen Menschen wie auch ihre soldatische Ausbildung positiv beeinflussen. Die Kaserne war eine nach modernsten Grundsätzen der Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Sachlichkeit und Hygiene gebaute Anlage, bei der Armin Meili sensibel auf die örtlichen und funktionalen Bedingungen einging.
Im Zuge der Umnutzung der Infanteriekaserne zum Armee-Ausbildungszentrum-Luzern (AAL) wurden umfangreiche Restaurierungen des Meilibaus durchgeführt und mit einem Neubau ergänzt. Dabei sollte der architektonische Ausdruck des Baus möglichst wenig verändert werden, gleichzeitig sollten die notwendigen Verbesserungen als Eingriffe unserer Zeit erkennbar sein. Die Sichtbetonfassade wurde rekonstruiert und ihre Textur der sägerohen Holzschalung in der ursprünglichen Methode wiederhergestellt. Die wichtigsten Neuerungen im Inneren des Gebäudes sind neben dem optimierten Wärme- und Schallschutz die neu gewonnene Transparenz durch die verglasten Trennwände und der damit geschaffene Eindruck eines kontinuierlichen Raums. Der Neubau dient als Ergänzungsgebäude zur bestehenden umgebauten Kaserne und umfasst ein vielfältiges Raumprogramm mit Restauration, Schulungsbereichen, Büros und Unterkünften. Der einfache Kubus schliesst sich an die sachliche Architektur aus den 1930er-Jahren der Kaserne gut an und nimmt mit seinem funktionalen Charakter den Dialog mit ihr auf. Dem Sichtbeton der Aussenfassade der Kaserne Allmend setzt der Neubau einen Innenraum in Sichtbeton entgegen, der als Verbindungs-, Belichtungs- und Erschliessungszone dient. Als Kontrast zur hellen Fassade des älteren Gebäudes besteht die Fassade des Neubaus aus einer dunklen semitransparenten Glashülle, die an jeder Seite von einem Panoramafenster durchbrochen wird. Beide Gebäude bilden eine bauliche Gesamtkomposition, die wiederum eine starke skulpturale Dimension aufweist. Die herausragenden Eigenschaften der Kaserne Allmend sind in das neue Armee-Ausbildungszentrum Luzern übergegangen und können so an die nächste Generation weitergegeben werden.
Zitat: «An Stelle irgend welchen Schmuckes muss die elegante, wohlproportionierte Gestaltung und Gliederung der Baumassen treten.» Armin Meili, 1935
Quelle: