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Die Kirche St. Karl. Ein Gesamtkunstwerk
Die Bauausführung der Kirche St. Karl erfolgte 1932 bis 1934. Die Konstruktion basiert auf den Fünf Punkten zu einer neuen Architektur von Le Corbusier aus dem Jahr 1923. Dementsprechend besteht die Kirche aus einer Skelettkonstruktion aus 18 Säulen, die von einer separaten Schutzhaut eingehüllt wird. Diese Konstruktion ermöglicht die freie Grundriss- und Fassadengestaltung sowie die Anbringung eines Fensterbandes, das den gesamten Kirchenraum am oberen Abschluss der Fassade umschliesst. Fritz Metzgers Verständnis der Technik unterschied sich jedoch von dem Le Corbusiers. Für Metzger bedeutete die Verwendung von armiertem Eisenbeton gestalterische Freiheit und war an kein soziales Postulat gebunden wie im Wohnungsbau. Er verwendete Eisenbeton als Formgeber, der einer Bau-Idee reinen Ausdruck verleiht.
Die Kirche steht an gut sichtbarer Stelle. Ihre Südfassade erhob sich ursprünglich direkt aus der Reuss und fügt sich durch die betont horizontale Gliederung gelungen ins Flusstal ein. Die nördliche Rückseite ordnet sich mit ihrer der Strassenkreuzung folgenden Rundung dezent ins städtische Gefüge ein. Der Kirchenraum ist nicht unterteilt, es gibt keine Seitenschiffe und kein Hauptschiff, und der Chor ist nicht vom Laienraum abgetrennt. Unter der südlichen Hälfte der Oberkirche liegt die Unterkirche mit der Taufkapelle. Der Turm dringt in das Hauptvolumen ein und steht mit halbem Grundriss im Kirchenkörper. Anstelle eines Kirchenvorplatzes dient Reussseitig eine erhöhte Terrasse als Vorhalle, mit weitem Blick über den Fluss. Die Mächtigkeit der hohen, tempelartigen Fassade hat etwas Monumentales. Die Farbgebung im Innern der Kirche kennzeichnet mit ihrer Hell-Dunkelabstufung die tragenden Funktionen der Bauelemente. Die tragenden Säulen sind am dunkelsten, die selbsttragenden Wände heller und die schwebende Decke ist am hellsten getönt. (Vgl. den Erläuterungsbericht von Fritz Metzger 1932)
Fritz Metzger schuf mit diesem Bau gemeinsam mit anderen Künstlern ein Gesamtkunstwerk der Moderne: Die Figuren der vier Evangelisten aus grauem Sandstein über dem Eingang in der Vorhalle stammen von dem Luzerner Bildhauer August Blaesi. Die Wand- und Glasfenstern stammen vom Basler Künstler Hans Stocker. Die liturgischen Geräte und Paramente entstanden ebenfalls unter Metzgers Anleitung. Sie sind streng durchgestaltet und auf die einfachsten Grundformen reduziert: Kunst und Architektur sind hier unauflöslich verbunden.
Zitat: «Das Mittel, welches diesen Bau so ermöglichte, ist die Technik des armierten Eisenbetons. Durch sie ist die Freiheit des Gestaltens entscheidend verändert worden.» Fritz Metzger, 1934
Quelle:
Burkart, Daniela: Die Dula-Schulhausanlage. Zurück in die Zukunft. In: Architektur der Moderne und Denkmalpflege. Erhalten, neu gestalten, nutzen-Beispiele aus Luzern. Basel, 2018, S. 12-47.